Presseberichte der Mitteldeutschen Zeitung

Bäume entwurzelt, Dächer beschädigt

VON UNSEREN REDAKTEUREN HELMUT DAWAL UND HEIKO WIGRIM

Köthen/MZ. Der heftige Orkan, der gestern tobte, hat auch im Landkreis Köthen seine zerstörerischen Spuren hinterlassen. Gegen den Wind kämpfende Passanten und umgebogene Regenschirme zur Mittagszeit waren nur das Vorgeplänkel für das, was sich in den Abendstunden dann abspielte, einen Mix aus Wind, Regen, Graupelschauern und sogar Gewitter brachte und bald die Rettungskräfte auf den Plan rief."Wir haben jetzt keine Zeit, ihre Fragen zu beantworten. Das Telefon steht nicht mehr still", bat ein Mitarbeiter der Rettungsleitstelle um Verständnis, dass eine genaue Übersicht der Schäden momentan nicht gegeben werde könne. Zu tun gab es für Feuerwehrleute mehr als genug. Beispielsweise in Gröbzig. Dort hatten Orkanböen kurz nach 18 Uhr einen dicken Baum entwurzelt und quer über die Hallesche Straße am Ortsausgang in Richtung Werdershausen stürzen lassen. Die Straße war für den Verkehr unpassierbar. Die Gröbziger Kameraden rückten mit mehreren Fahrzeugen aus und dem hölzernen Hindernis zu Leibe. Mit Kettensägen wurde versucht, den Baum schnell wieder von der Straße zu bekommen. Das war aber nicht der einzige Vorfall in Gröbzig. Die für den gestrigen Abend angesetzte Stadtratssitzung wurde wegen des Sturmes gestrichen. Stadträte, die noch nicht über das Aussetzen der Sitzung informiert waren und in den Sitzungssaal kamen, berichteten von Zerstörungen am Gröbziger Schulzentrum. Dort hatte der Sturm zahlreiche Bleche abgerissen, die zur Verkleidung des Schulgebäudes dienten. Außerdem teilte ein Stadtrat mit, dass bei Pfaffendorf das Dach einer Getreidehalle von den starken Windböen vollständig abgedeckt worden sei. Mehrere Einsätze musste auch die Köthener Feuerwehr fahren. Einer führte in die Albrechtstraße, wo ein Nadelbaum quer über die Straße gefallen war. Die Kameraden zerlegten den Baum und machten die Straße wieder frei. Am Edeka-Markrt am Wasserturm stürzte ein großer Ast herunter und beschädigte das Auto einer Mitarbeiterin der dortigen Bäckerei-Filiale. Auch in den Dörfern gab es einiges zu tun. In Naundorf halfen Feuerwehrleute aus Scheuder einer Familie, die erst vor wenigen Wochen ihr Haus fertig renoviert hatte. Dort waren Dachteile einer Scheune durch die Luft gewirbelt und beschädigten das Dach des Wohnhauses erheblich. Zudem gab es in mehreren Ortschaften Stromausfälle, weil Leitungen gerissen waren. Auch Telefonverbindungen waren gestört. Schon am Vormittag richtete man sich auf die angekündigten Stürme ein. An einigen Schulen wurde der Unterricht vorzeitig beendet, worüber die Schüler sicher nicht böse gewesen sein dürften. "Die meisten Klassen haben bei uns am Donnerstag normalerweise acht Unterrichtsstunden. Wir haben aber nach der sechsten Stunde Schluss gemacht, damit alle Schüler noch rechtzeitig nach Hause kommen konnten", berichtete Ute Zerbe vom Schulzentrum in Gröbzig. Das Busunternehmen sei gebeten worden, größere Busse zu schicken. "Das hat gut geklappt", freute sich Ute Zerbe am Nachmittag. Auch im Köthener Ludwigsgymnasium war nach der sechsten Stunde Feierabend. Rektor Hans-Joachim Knebel hatte zuvor ebenfalls darum gebeten, größere Busse einzusetzen, damit die Schüler - über die Hälfte kommt von auswärts - schnell nach Hause gelangten. Bei allen Sturmschäden - eine kurze, aber gute Nachricht gab es zu Redaktionsschluss doch noch von der Rettungsleitstelle. "Zum Glück wurde bislang kein Mensch verletzt", hieß es auf Anfrage.

Quelle: MZ 19.01.2007

MZ-Foto: Heiko Rebsch

 

Im Tierpark rissen die Luchse aus

Auf das Gehege krachten dicke Äste - In Hohsdorf kippten Schornsteine

Köthen/MZ. "Die Luchse sind los!" Als Manfred Andreae und seine Mitarbeiter Freitagmorgen in den Tierpark kamen, hatte sich dieser zum Teil in einen Safari-Park verwandelt. Die fünf Luchse, drei ausgewachsene Tiere und zwei Jungluchse, streiften durch das Gelände. Der nächtliche Sturm und herabstürzende Äste hatten das Gehege zerstört und ihnen den Weg in die Freiheit ermöglicht. Durch Händeklatschen und lautes Rufen gelang es den Pflegern, zwei der Ausreißer in das zum Glück noch stehende alte Quartier der Raubkatzen zu treiben. Die übrigen Drei dachten aber nicht daran, sich freiwillig wieder einsperren zu lassen. So blieb Andreae nichts anderes übrig, als zum Gewehr zu greifen, das mit kleinen Pfeilen und einem Betäubungsmittel geladen wird. Die auf diese Art außer Gefecht gesetzten Wildkatzen ließen sich nun widerstandslos in die provisorische Unterkunft tragen.Weitere Schäden stellten die Mitarbeiter an den Zäunen des Damwild- und des Hirschgeheges fest. Während beim Damwild keine Gefahr des Ausbüchsens besteht, weil der innere Zaun noch dicht ist, hat eine umgestürzte Pappel in die Umzäunung der Hirsche eine Lücke geschlagen, die geflickt werden muss. An einer Stelle im Bereich des Hirschquartieres sind insgesamt 15 Bäume auf einen Schlag umgekippt. "Da könnte eine Art Windhose durchgekommen sein", meint Umweltamtsleiter Oliver Reinke. "Wir sind erst einmal heilfroh, dass keines der Tiere Schaden genommen hat", zeigt er sich erleichtert.

Über 100 Einsätze

Bei der Leitstelle im Landkreis gingen in der Orkannacht über einhundert Meldungen ein, die zu Einsätzen der Feuerwehren und der anderen Hilfs- und Rettungskräfte führten. Im Schulzentrum Gröbzig flatterte ein Teil des Turnhallendaches aus Blech im Wind. Die Dachbalken lagen an dieser Stelle frei, die Halle selbst blieb aber, beinahe wie durch ein Wunder, im Inneren trocken. "Das Dach ist schon in Arbeit", gab Schulleiterin Christine Makerlik Freitagmorgen Entwarnung. Dachdecker sicherten im Laufe des Freitags zunächst die offene Stelle im Dach. "Am Montag kann der Sportunterricht in der Halle weitergehen", freut sich die Direktorin. Hausmeister Thomas Krombholz hatte sie bereits am Abend über den Schaden informiert.Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Merzien trafen sich bereits am späten Nachmittag des Donnerstags, um bei Gefahr sofort zur Stelle zu sein. "Wir zogen mehrere umgestürzte Bäume von Feldwegen und Straßen", berichtet Wehrleiter Günther Streiber. Kurz nach 20 Uhr eilten die Wehrleute dann nach Hohsdorf. Sämtliche drei Schornsteine eines Wohnhauses in der Straße des 7. Oktober waren durch den Sturm umgefallen und hatten das Dach zerstört. "Es regnete extrem durch", schildert Streiber die Situation. Das im Haus wohnende ältere Ehepaar wollte sein Heim zunächst trotzdem nicht verlassen. "Sie ließen sich dann aber doch überreden und fuhren mit der Tochter in deren Haus", sagt der Wehrleiter. Da einer der Schornstein direkt über dem Dach hängen geblieben war, bestand die Gefahr, dass auch er noch auf das Haus stürzte.Viele Familien saßen während der stürmischen Nacht im Kreis Köthen im Dunkeln. Manfred Kaßebaum, Leiter Netzregion beim der Envia M, spricht von insgesamt 450 Störungen im südlichen Sachsen-Anhalt. 2 500 Kunden im Kreis Köthen waren früh um 7 Uhr noch ohne Strom. Der Orkan hatte Leitungen zerrissen und Masten wie Streichhölzer umgeknickt. Betroffen waren u.a. Haushalte in Aken, Mennewitz, Dohndorf und Micheln. Ein Teil der Ausfälle konnte bis zum Morgen behoben werden, andere Kunden hatten aber auch noch am Vormittag keine Elektroenergie. Kaßebaum ging davon aus, das spätestens bis zum Abend überall wieder versorgt werden kann. Auch Teile von Osternienburg, Trebbichau und Sibbesdorf ereilte der Stromausfall. Lothar Huth, Leiter des Osternienburger Ordnungsamtes, nannte hier als Ursache einen umgeknickten Stahlmast. Feuerwehren und Einsatzkräfte der Verwaltungsgemeinschaft waren seit 5 Uhr mit dem Aufräumen und dem Beseitigen der Schäden beschäftigt. Größere Probleme gab es laut Huth nicht. "Viele umgekippte Bäume, Schäden an Dächern und zwei eingestürzte Feldscheunen", zählt er auf. In Dohndorf brach in der Nacht ein hölzerner Leitungsmast in Richtung Hohendohndorf weg. Ortsbürgermeister Martin Rudat: "Gegen 17.15 Uhr war im alten Ortsteil der Strom weg, 21 Uhr hatten viele aber schon wieder Licht." Mancher musste sich aber bis zum Vormittag gedulden, da auch eine Trafostation ausgefallen war.

Quelle: MZ 20.01.2007

MZ-Foto: Heiko Rebsch

 

Mitteldeutsche Zeitung - überregional

Sturm mit Kurs auf Deutschland

Offenbach/dpa. Ein gewaltiger Sturm hat vom Nordatlantik Kurs auf Deutschland genommen. Das Orkantief "Kyrill" soll heute mit voller Wucht auf die Nordseeküste treffen und dann das Land überqueren, meldeten mehrere Wetterdienste. Bis Freitag sei flächendeckend mit Orkan-Böen zu rechnen. Hinzu komme Regen. Es wurde geraten, ab heut Nachmittag möglichst zu Hause zu bleiben. Der Wetterdienst nannte die große Ausdehnung des Tiefs ungewöhnlich.

«Kyrill» entstand vor der amerikanischen Ostküste

Offenbach/dpa. Orkan «Kyrill» ist als gewöhnliches Tiefdruckgebiet vor drei oder vier Tagen auf dem Atlantik vor der amerikanischen Ostküste entstanden und zunächst nach Norden gewandert. Es habe sich ein typischer zyklonaler Wirbel gebildet, erläuterte Meteorologe Stefan Külzer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach in einem dpa-Gespräch: «Warme Luft aus Süden wurde angesaugt, kalte Luft aus Norden zugemischt. Die warme Luft stieg auf und begann sich zu drehen - wie in allen Tiefdruckgebieten gegen den Uhrzeigersinn. Wind entstand und verstärkte sich zum Sturm.» Mehrere Bedingungen seien nötig gewesen, dass sich das gewöhnliche Tiefdruckgebiet zu einem Orkan auswachsen und ganz Deutschland erfassen konnte, sagte der Meteorologe. Entscheidend seien große Luftdruckgegensätze zwischen «Kyrill» und einem Hoch über Spanien sowie die mit rund 1400 Kilometern relativ kurze Entfernung zwischen den beiden Druckgebilden. «Je geringer der Abstand, desto mehr Wind gibt es», sagte Külzer. Diese Konstellation sei zwar in der Meteorologie nichts Besonders, allerdings treffen die Auswirkungen nicht oft ganz Deutschland, und das liege am Kurs der Tiefs. «Die Zugbahn der Atlantik-Tiefs hat sich nach Süden verlagert», sagte Külzer. Derzeit liege Deutschland genau im Sturmfeld etwas südlich des Kerns. «Kyrills» Kern zieht über Dänemark zur Ostsee - wie bei Hurrikans ist es im Kern des Tiefs nur schwach windig, dafür herrscht an den Rändern heftige Luftbewegung. Gewöhnlich ziehen die Tiefs mit ihren Kernen weiter nördlich durch, so dass nur ein Teil von Deutschland betroffen ist. Mit einem Kerndruck von 975 Hektopascal lag «Kyrill» am Donnerstagmittag über den Britischen Inseln, im Hoch über Spanien herrschte zur selben Zeit ein Druck von 1035 Hektopascal - für die Meteorologen ist dieser Unterschied sehr hoch. Normaler Druck beträgt nach Külzers Worten 1013 Hektopascal.

Orkane der vergangenen zehn Jahre

Hamburg/dpa. Die Zahl der schweren Orkantiefs über Europa hat seit Mitte der 90er Jahre zugenommen. Meteorologen befürchten, dass die Nordatlantik-Stürme infolge der Klimaerwärmung noch häufiger auftreten könnten.

Die stärksten Orkane des vergangenen Jahrzehnts:

11./12. Januar 2007: Orkan «Franz» sorgt in weiten Teilen Nordeuropas für entwurzelte Bäume und abgedeckte Dächer. Vor der Küste Irlands ertrinken fünf Fischer in der aufgepeitschten See. Der Sturm reißt mindestens acht weitere Menschen in den Tod.

16. Dezember 2005: «Dorian» zieht eine Schneise der Verwüstung durch Deutschland, Österreich und Tschechien. Bei Verkehrsunfällen werden in Deutschland mehrere Menschen getötet. Etwa 100 000 Haushalte sind stundenlang ohne Strom.

12./13. Februar 2005: Das Sturmtief «Ulf» richtet im Nord- und Ostseeraum gravierende Schäden an. In Deutschland sterben vier Menschen. Auch im Bergland tobt der Orkan: Auf einzelnen Alpengipfeln werden 183 Stundenkilometer schnelle Böen registriert.

20./21. Januar 2005: «Ingo» verursacht ein Sturmchaos zwischen Nordseeküste und Alpenrand. An der Deutschen Bucht wehen orkanartige Stürme mit 115, auf dem Wendelstein sogar mit bis zu 194 Kilometern pro Stunde.

8. Januar 2005: «Erwin» trifft mit voller Wucht auf die deutsche Nordseeküste. Bei einer Sturmflut schrumpft die Südspitze der Insel Sylt um 20 Meter. In Nordengland wird die 100 000-Einwohner-Stadt Carlisle durch Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten.

26. Februar 2002: Der Wintersturm «Anna» erreicht in der norddeutschen Tiefebene Spitzengeschwindigkeiten von annähernd 180 Stundenkilometern. Mindestens drei Menschen fallen ihm zum Opfer.

6./7. Juli 2001: «Willy» fegt über Deutschland, Belgien, Frankreich, die Schweiz und Norditalien hinweg. Bilanz: 25 Tote, 150 Verletzte, mehr als 500 Millionen Euro Sachschaden. In Frankreich kommen 13 Besucher eines Open-Air-Konzerts ums Leben.

26./27. Dezember 1999: Die Orkantiefs «Lothar» und «Martin» ziehen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde über Südwesteuropa. Mindestens 125 Menschen kommen dabei ums Leben. Besonders schwer betroffen ist Frankreich mit 86 Toten.

3./4. Dezember 1999: «Anatol» richtet schwere Verwüstungen von England bis zum Baltikum an. Besonders heftig wütet der Sturm in Norddeutschland und Dänemark, wo insgesamt zehn Menschen sterben.

27. Oktober 1998: Der Herbststurm «Xylia» tobt mit heftigen Regenfällen tagelang über Deutschland. Dämme bersten, zahlreiche Flüsse treten über die Ufer. Fünf Kinder und ein Mann ertrinken.

Orkan und Sturm nach Beaufort-Skala

Hamburg/dpa. Windstärken werden nach der vom britischen Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1857) entwickelten Skala von 0 bis 12 gemessen. Der stärkste Sturm ist danach ein Orkan. Er erreicht mit mindestens 118 Kilometern pro Stunde Windstärke 12. Ein Sturm beginnt bei Stärke 9 und bläst mit umgerechnet 20,8 bis 24,4 Metern pro Sekunde entsprechend 75 bis 88 Stundenkilometer. Windstärken 10 und 11 bedeuten schweren und orkanartigen Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von 102 beziehungsweise 117 Kilometer pro Stunde. Alles, was darüber hinaus geht, ist ein Orkan. In der Seefahrt entwickelt gibt die Beaufort-Skala weltweit die Windgeschwindigkeit in Knoten an, also Seemeilen pro Stunde. Mit dem vor über 200 Jahren von Beaufort entwickelten System kann die Windstärke anhand der Auswirkungen des Windes geschätzt werden. So werden auf See bei Sturm dichte Schaumstreifen und verwehte Gischt beobachtet. Im Orkan ist das tobende Meer vollständig weiß, eine Fernsicht ist nicht mehr möglich. An Land kommt es zu schweren Verwüstungen.

Kaum Schutz vor Landverlust auf Inseln

Sylt/Husum/Norden/dpa. Den deutschen Nordseeinseln und Halligen droht ein weiterer Sturm. Kaum sind die schweren Schäden auf Sylt und Amrum aufgenommen, steht das nächste Sturmtief «Kyrill» am Horizont. Nach den jüngsten Schäden auf den Inseln ist ein kurzfristiger Schutz der Dünen nicht möglich. «Es gibt definitiv keine kurzfristigen Schutzmaßnahmen», sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Es werde mit Überflutungen der Strände und des Deichvorlandes gerechnet. «Wir pflegen die Dünen kontinuierlich. Wir schauen was defekt ist und müssen das dann reparieren. Es ist ein ewiger Kampf mit der Natur.» Der Leiter des für den Küstenschutz zuständigen Amtes in Husum, Johannes Oelerich, sagte, im Moment könne man wenig unternehmen, um die Dünen und Kliffs auf Sylt vor dem nächsten Sturm zu schützen. Seine Behörde werde sich bemühen, die Schäden so schnell wie möglich zu beheben. Die am stärksten beschädigten und sehr kritischen Stellen auf Sylt seien das Kliff bei Kampen und das Südende, die Hörnum Odde. «Abbrüche am Kliff sind irreparabel», sagte Oelerich. Sorgen machen sich auch die Verantwortlichen auf Amrum und Föhr. Der Bürgermeister von Utersum auf Föhr, Jürgen Schmidt, berichtete von Abbrüchen bis zu 30 Metern im Nordwesten der Insel. Schlimmer als der Verlust der Hälfte des dort aufgespülten Sandes sei, dass die Nordsee den alten Kern der Insel angegriffen habe. «Genau das sollte verhindert werden», sagte Schmidt. Im Jahr 2000 war auf einer etwa 1200 mal 100 Meter großen Fläche aufgespült worden. Nun seien großflächig bis zu 60 Zentimeter der Inselsubstanz in der Tiefe verloren. «Da kommt das blanke Kliff heraus, das weht ja nicht wieder zu.» An der Amrumer Nordspitze seien die Erfolge des so genannten biotechnischen Küstenschutzes aus den vergangenen Jahren zunichte gemacht worden, sagte der Leiter der Verwaltungsaußenstelle Amrum, Norbert Gades. Der Kniepsand, Amrums breiter Strand, werde im Sturm zwar nicht abgetragen, aber überflutet. Dann zerstören Wellen die Dünen. Auf den Halligen sieht man dem kommenden Sturm gelassen entgegen. «Wir sind darauf eingestellt», sagte Matthias Piepgras von Hallig Hooge. Der Leitende Beamte des Amtes Pellworm, Dieter Harrsen, sieht sogar einen positiven Effekt. Jede Überflutung lagere Sedimente auf den Halligen ab, die auf diese Weise mit dem steigenden Meeresspiegel mitwachsen können. Schleswig-Holstein wird in den kommenden drei Jahren zusätzlich 14 Millionen Euro für den Küstenschutz auf der Nordseeinsel Sylt ausgeben. «Wir werden der Verantwortung für diese Insel gerecht», sagte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) am Donnerstag in dem Inselort List. Die Summe für Sandvorspülungen werde 2007 auf 6,4 Millionen Euro etwa verdoppelt, sagte Carstensen. Er setzte sich für eine Stiftung für den Küstenschutz ein.

Sandverluste und Dünenabbrüche erwartet

von Timo Lindemann

Westerland/Sylt/dpa. Nur das pfeifende Geräusch des Windes ist an den weißen Bettenburgen Westerlands zu hören, als der Orkan «Kyrill» auf die Nordseeinsel Sylt trifft. Sonst ist es fast still - kein Mensch spaziert auf der normalerweise mit Touristen bevölkerten Promenade, und auch kein Auto belebt die Straßen. Denn heute ist alles anders - der Sturm kommt. Bis zum Abend habe die Feuerwehr keine nennenswerten Einsätze gehabt, auch Schäden seien ausgeblieben, berichtet Westerlands Bürgermeisterin Petra Reiber. Aber sie weiß: Die Schäden werden kommen. Es wird große Sandverluste und Dünenabbrüche geben. Noch weiß keiner, wie schlimm es wird. Für gewöhnlich kreischen hier lauthals die Seemöwen. Jetzt haben sie sich schon lange verkrochen. Der Pegel sollte gegen Mitternacht das mittlere Hochwasser um rund drei Meter übertreffen. Die Uferpromenade Westerlands werde dann von der Gischt der schwersten Sturmflut seit 1981 überspült, sagt Reiber. Stundenlang blies der Wind ohne Pause. Einheimische und Touristen hatten sich auf «Kyrill» eingestellt. «Die Insulaner sehen es noch gelassen, aber die Befürchtungen der Touristen waren noch nie so groß», erzählt Jutta Vielberg von Sylt Marketing. Bereits am Nachmittag bricht Ruth Springkemper, die aus Duisburg zu Gast ist, auf in die sichere Ferienwohnung. «Wir wollen zu Hause sein, wenn der Sturm kommt.» Es sei alles vorbereitet, sagt sie. «Die Blumenkübel sind vom Balkon geräumt, damit nichts gegen die Fenster wehen kann. Wir haben Teelichte, falls der Strom ausfällt», erzählt die Rentnerin, die die Nordseeinsel mit ihrem Mann schon mehr als zehn Mal besucht hat. Schleswig-Holsteins Landesvater Peter Harry Carstensen (CDU) blickt bereits am Vormittag sorgenvoll auf die Nacht. «Jetzt geht es an die Substanz der Insel. Wir machen uns Sorgen», sagt der Ministerpräsident beim Gedanken an die Unmengen an Sand, die die seit Monaten immer wieder heranbrausenden Stürme ins Meer gespült haben. Carstensen sagt nachdenklich: «Wir können beten, aber wir können den Sturm nicht verhindern.» Nur den Folgen können die Kieler Politiker entgegen treten: In einem Sofortprogramm stellt Schleswig-Holstein in den kommenden drei Jahren 14 Millionen Euro zusätzlich für den Küstenschutz der Insel zur Verfügung. Die Hilfestellungen für die sturmerprobten Häuser und Menschen laufen bis zum letzten Augenblick. «Wir wissen auch nicht, wann der Sturm anfängt. Aber wir arbeiten, solange es geht», sagt Tim Draht- Johnsen, einer der vielen Helfer, die mit Hilfe eines Baggers riesige Sandsäcke füllen und mit einem Radlader vor das «Strandbistro» in Westerland bringen, das direkt am Strand von der Wucht des Wasser bedroht ist. Die Fahnen vor den reetgedeckten Häusern wurden schon eingeholt. Die Müllwagen sind noch bis nach dem Mittag unterwegs, dann ist kaum noch ein Auto auf den Straßen zu sehen - die Insel ist bereit. Die letzten Sicherheitsmaßnahmen werden am Abend in einem Sylter Katastrophenstab besprochen, an dem die Bürgermeister, aber auch Rettungsdienste und die Feuerwehr teilnehmen. «Es wurde Voralarm ausgelöst», sagt Bürgermeisterin Reiber nach dem Treffen. Die Bevölkerung sei über das Radio gewarnt worden. Für einen Katastrophenfall stehen Busse bereit, die Menschen in Sicherheit bringen können. Auch das Technische Hilfswerk (THW) könnte alarmiert werden. Am Abend noch gehen Strandläufer die Küsten ab, um die Dünen und Deiche zu kontrollieren. «Sollte irgendwo Wasser eintreten, wird die Feuerwehr mit Sandsäcken reagieren», sagt Reiber. Auch Sedat Tunc, Abteilungsleiter im Gosch, der nördlichsten Fischbude Deutschlands, macht seinen Betrieb sturmfest. «Alles, was wegfliegen kann, wird weggepackt.» Dennoch geht er von einem normalen Geschäftstag aus. «Schaulustige sind immer unterwegs. Auch bei einem solchen Wetter.»

Eingedrückte Dächer und kaputte Autos unverzüglich melden

Berlin/Stuttgart/dpa. Erst «Franz», jetzt «Kyrill»: In diesem Monat erlebt Deutschland bereits den zweiten schweren Sturm. Heftige Windböen können für zum Teil erhebliche Sachschäden sorgen. Für den anschließenden Umgang mit den Versicherungen gelten nach Angaben von Experten folgende Tipps: STURMSCHÄDEN: Beschädigungen sollten immer unverzüglich der Versicherung gemeldet werden. Dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin zufolge rufen Betroffene am besten erst einmal bei ihrem Versicherungsagenten an, um zu fragen, welche Unterlagen für die Schadensregulierung benötigt werden. Für Schäden innerhalb des Hauses ist die Hausratsversicherung zuständig. Schäden außen am Haus werden durch die Gebäudeversicherung reguliert. AUTOS: Wurde ein Fahrzeug durch einen Sturm der Windstärke 8 oder stärker direkt oder durch herumfliegende Gegenstände beschädigt, kann sich der Fahrzeughalter an seine Kaskoversicherung wenden, erläutert der Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart. Der Schadenfreiheitsrabatt bleibe dann trotz Inanspruchnahme der Kaskoversicherung erhalten. SCHADENSBEGRENZUNG: Versicherte müssen sich laut GDV bemühen, den Schaden klein zu halten. Regnet es zum Beispiel durch das vom Sturm beschädigte Dach, sollte es mit einer Plane abgedichtet werden. Auch sollte zumindest versucht werden, Wertgegenstände in Sicherheit zu bringen. GUTACHTER-BESUCH: Die Versicherung muss nach einem Sturm die Möglichkeit haben, Schäden begutachten zu können. Das bedeutet zum Beispiel, dass beschädigte Gegenstände nicht in den Müll geworfen werden sollten, bevor der Schaden reguliert wurde. Um den Schaden zu dokumentieren, ist es außerdem sinnvoll, Fotos zu machen. Auch vor Notreparaturen ist es ratsam, noch einige Aufnahmen von den Schäden zu schießen. Bei Schäden am Haus bietet es sich an, gemeinsam mit Zeugen, etwa den Nachbarn, ein schriftliches Protokoll anzufertigen. TEMPO DER SCHADENSREGULIERUNG: Mit der Regulierung des Schadens dürfen sich Versicherungen nicht ewig Zeit lassen. Stehen Grund und Höhe des Schadens fest, müssen Hausrat-, Gebäude- und Kaskoversicherungen binnen zwei Wochen einspringen, erklärt der GDV. Lässt sich der Schaden noch nicht beziffern, haben Geschädigte spätestens nach vier Wochen Anspruch auf eine Abschlagszahlung. NEUANSCHAFFUNGEN: Die Versicherung muss nach einem Sturmschaden nicht unbedingt Neuanschaffungen bezahlen. Lässt sich der Schaden auch reparieren, muss sich der Versicherte damit zufrieden geben. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz weist jedoch darauf hin, dass Versicherte einen Anspruch auf Ausgleich der Wertminderung haben, wenn der vorherige Zustand durch die Reparatur nicht vollständig wiederhergestellt werden sollte. HÖHE DER VERSICHERUNGSPRÄMIEN: Auch wenn es wiederholt zu Sturmschäden an oder in Gebäuden kommt, müssen Versicherte nicht damit rechnen, dass sich die Beiträge erhöhen. Die ursprünglich vereinbarten Vertragsbedingungen gelten weiter, erklärt der Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein).

Warten am Bahnhof in Hannover

von Andre Jahnke

Hannover/dpa. Gelassen sitzt der junge Mann auf seiner Reisetasche und harrt gemeinsam mit hunderten Bahnreisenden am Hauptbahnhof Hannover aus. Der Flug von Newcastle nach Hannover lief für Frank Wormelsdorf noch reibungslos - bei der Weiterreise nach Stuttgart mit der Bahn war der Empfang durch Orkan «Kyrill» aber so stürmisch, dass nichts mehr ging. «Der gesamte Zugverkehr ist auf Grund des Sturms bis auf unbestimmte Zeit eingestellt», schallt es am Donnerstagabend jede Viertelstunde aus den Lautsprechern. «Ich will das erstmal aussitzen. Solange es Kaffee und etwas zu essen gibt, ist es kein Problem», sagte Wormelsdorf, der in Großbritannien studiert und seine Semesterferien bei seiner Familie verbringen wollte. So wie der 26-Jährige sind fast alle der Sturmgeschädigten am Bahnhof recht gelassen. Die Menschen stehen mit ihren Aktenkoffern und Reisetaschen in der weitläufigen Halle und tun das, was alle tun: Warten. Entscheidend sei, dass die Mobilfunknetze standhielten und der Kontakt zur Familien nicht abbreche, sagt ein Reisender. Servicemitarbeiter Robert Peters hat alle Hände voll zu tun. Er informiert die Reisenden. Als der Hinweis kommt, dass der Bahnverkehr ganz eingestellt wird, hat er nur noch den einen Rat: «Nehmen Sie sich ein Hotelzimmer, schlafen Sie sich aus, frühstücken gut und versuchen Sie es morgen wieder.» Die Fahrkarten behielten ihre Gültigkeit. Der Deutsche Wetterdienst meldet derweil, dass der Sturm seine richtige Gewalt erst am späten Abend entfaltet, mancherorts gar erst nach Mitternacht. Horst Brinkmann hat auf den Tipp gehört, seine Ehefrau im westfälischen Minden informiert und ein Hotelzimmer gebucht. «Das ist sicherer als in der Kälte zu stehen», sagt der Rentner. Die meisten von denen, die bereits in einem Zug gesessen hatten, als der Verkehr eingestellt wurde, gewinnen der Situation etwas Positives ab. «Die Bahn informiert uns ständig, und es gibt frisch gezapftes Bier umsonst», erzählt Christian Bingel übers Handy. Der Theologiestudent war auf dem Weg von Hamburg nach Essen, als der ICE kurz vor Osnabrück wegen Oberleitungsschaden stehen bleiben musste.

Mindestens 19 Tote durch Orkan «Kyrill»

Offenbach/Bochum/London/dpa. Tote, Millionenschäden und Verkehrschaos: Mit dem Orkantief «Kyrill» ist am Donnerstag einer der schwersten Stürme der vergangenen 20 Jahre über Deutschland und Europa hinweggefegt. Mindestens 19 Menschen - davon sechs in Deutschland - starben bei dem verheerenden Sturm, der Geschwindigkeiten von rund 200 Stundenkilometern erreichte. Zehntausende Reisende saßen fest, weil die Deutsche Bahn am Abend bundesweit den Verkehr einstellte. Alle Züge wurden in die Bahnhöfe gefahren. «Das hatten wir noch nie in Deutschland», sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn. Auch in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und anderen Ländern hinterließ «Kyrill» eine Schneise der Verwüstung.Vor den Augen seiner Eltern wurde ein 18 Monate altes Mädchen in Bayern von einer Terrassentür erschlagen. Ebenfalls in Bayern wurde ein 73-Jähriger von einem Scheunentor erdrückt, das eine Böe aus den Angeln gehoben hatte. Ein Mann starb in Baden-Württemberg, als er mit dem Auto auf einen umgestürzten Baum fuhr. In Nordrhein-Westfalen wurde eine Frau in ihrem Wagen von einem Baum erschlagen. Ein Feuerwehrmann wurde bei einem Einsatz nahe Krefeld von einem entwurzelten Baum tödlich getroffen. In Sachsen-Anhalt kam ein Mann ums Leben, als in einer Gaststätte eine Wand auf ihn stürzte. Wie durch ein Wunder überlebte ein Bauarbeiter, der in Berlin auf einem Gerüst von einer Böe erfasst worden und zehn Meter in die Tiefe gerissen worden war. In der deutschen Hauptstadt, wo ab 22 Uhr mit der Sturmspitze gerechnet wurde, rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. Sieben Menschenleben löschte «Kyrill» (altgriechisch: «Der Herr») in Großbritannien aus: Unter den Toten sind ein zweijähriges Kind und der Direktor des Internationalen Flughafens von Birmingham. Drei Menschen starben in den Niederlanden und zwei in Frankreich durch den Sturm. In der belgischen Provinz Lüttich wurde ein Autofahrer beim Aussteigen aus seinem Wagen von einem umfallenden Baum erschlagen. Die Deutsche Bahn versorgte die gestrandeten Reisenden in den Bahnhöfen. Die Empfangsgebäude sollten in der Nacht bundesweit geöffnet bleiben. An die Menschen würden Tee und Decken verteilt, teilte das Unternehmen mit. Außerdem würden Notunterkünfte geöffnet und Hotelzimmer zur Verfügung gestellt. Die Bahn helfe auch bei der Suche nach nahe gelegenen Hotels. Nach Unternehmensangaben wird der Bahnverkehr voraussichtlich auch am Freitag noch beeinträchtigt sein. Gewöhnlich fahren mit der Bahn täglich rund 4,5 Millionen Menschen. In Schleswig-Holstein prallte ein Intercity gegen einen Baum, verletzt wurde niemand. Den Flugverkehr in Europas wirbelte «Kyrill» ebenfalls durcheinander. Die Gesellschaften strichen hunderte Verbindungen, manche Maschinen hoben erst mit stundenlanger Verspätung ab. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt wurden bis zum frühen Abend 178 Flüge gestrichen. Chaos auch im Schiffsverkehr: Im Ärmelkanal spielten sich dramatische Szenen ab, als der Container-Frachter «MS Napoli» wegen eines Motorschadens vor Cornwall in Seenot geriet. Trotz meterhoher Wellen und heftiger Windböen eilten Helfer in Booten und Hubschraubern herbei und retteten alle 26 Besatzungsmitglieder. In Deutschland wurden die Fährverbindungen auf Nord- und Ostsee sowie dem Bodensee zeitweise eingestellt. Auf den Inseln und an den Küsten bereiteten sich die Menschen auf eine schwere Sturmflut vor, indem sie Sandsäcke füllten und lose Gegenstände festzurrten. Auf Sylt und Helgoland wurden nach den schweren Küstenschäden der vergangenen Monate weitere Dünenabbrüche befürchtet. Zunächst entwickelte sich «Kyrill» im Nordwesten allerdings schwächer als prognostiziert. «Wir sehen der Nacht gelassen entgegen», sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzes in Cuxhaven. «Kyrill» ließ vielerorts den Strom ausfallen; in Magdeburg kam fast das ganze öffentliche Leben zum Erliegen. Katastrophal war die Lage im Harz. Überall waren Bäume umgeknickt. Auf dem Brocken wurden Windgeschwindigkeiten von rund 200 Kilometern pro Stunde erreicht. «Der Harz ist praktisch nicht mehr passierbar», sagte ein Polizeisprecher. Vielerorts wurden windanfällige Straßenabschnitte und Brücken gesperrt, dennoch warf der Sturm mehrere Lastwagen um. Etliche Schulen, Kindergärten und Behörden schickten schon am Vormittag Kinder und Mitarbeiter nach Hause. In Osnabrück zerstörte der Orkan das Zelt des derzeit in der niedersächsischen Stadt gastierenden Russischen Staatszirkus'. Der Deutsche Wetterdienst hatte für Regionen in mehr als der Hälfte der Bundesländer eine «extreme Unwetterwarnung» ausgegeben. Der Begriff bezeichnet die höchste mögliche Warnstufe. «Wir befinden uns in einer Größenordnung der Stürme "Lothar" und "Anatol"», sagte Sprecher Uwe Kirsche. Bei diesen Stürmen waren 1999 in Europa viele Menschen ums Leben gekommen. Bis in die Nacht hinein bestünden diesmal außerordentliche Gefahren beim Aufenthalt im Freien, hieß es vom DWD, der den Höhepunkt des Orkans erst gegen Mitternacht erwartete. Durch den Dauerregen müsse auch mit überschwemmten Straßen und Erdrutschen gerechnet werden. In einigen Orten wurden Gullys vom Wasser aus der Verankerung gedrückt.

Quelle: MZ 18.01.2007

 

Orkantief «Kyrill» war eines der stärksten seit 20 Jahren

Frankfurt/Bochum/dpa. Das Orkantief «Kyrill» war eines der stärksten der vergangenen 20 Jahre. «Es spielt in der obersten Liga», sagte Meteorologe Manfred Spatzierer vom Wetterdienst Meteomedia am Freitag. «Kyrill» sei zu vergleichen mit den Orkanen «Lothar» im Dezember 1999 und «Wiebke» im März 1990. Allerdings habe «Lothar» mit deutlich höheren Windgeschwindigkeiten auf einem eng begrenzten Gebiet vor allem in Süddeutschland höhere Schäden angerichtet. «Kyrill» sei zwar «bei den Spitzenböen nicht vorne dabei» gewesen, aber über ganz Deutschland hinweggezogen. Der Orkan erreichte in der Nacht zu Freitag Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern in Europa. In Deutschland blies «Kyrill» am heftigsten auf dem Wendelstein (Bayern) mit 202 Stundenkilometern, wie Meteomedia mitteilte. Danach folgten der Brocken im Harz mit 198 und der Fichtelberg im Erzgebirge mit 183 Stundenkilometern. Der Spitzenwert in Europa wurde mit 225 Kilometern pro Stunde am Freitagmorgen an der Konkordiahütte am Schweizer Aletschgletscher gemessen. In Polen berichtete ein Sprecher des Krisenzentrums von 213 Stundenkilometern auf der Schneekoppe im schlesischen Riesengebirge. Im deutschen Flachland lag die Windspitze auf Hiddensee-Dornbusch in der Ostsee bei 154 Kilometern in der Stunde. Es folgten Strucklahnungshörn auf der Insel Nordstrand mit 148 sowie Belchen im Schwarzwald und Berlin-Adlershof mit je 146 Stundenkilometern. Zudem hat es vielerorts heftig geregnet. Die höchsten Niederschlagsmengen wurden in Höchenschwand im Schwarzwald mit 113 Litern pro Quadratmeter gemessen. Danach folgten die Krunkelbachhütte bei Bernau im Schwarzwald mit 112 Litern und Schierke im Harz mit 90 Litern je Quadratmeter. Am wärmsten war es in der vergangenen Nacht in Sankt Bartholomä am Königssee (Bayern) mit 17,8 Grad.

Versicherer können Schäden noch nicht beziffern

Berlin/München/dpa. Die deutschen Versicherer haben noch keinen Überblick über die Schäden, die Orkantief «Kyrill» angerichtet hat. «Das ist noch sehr schwierig abzuschätzen», sagte ein Sprecher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Freitag in Berlin der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die meisten Schäden an Autos und Häusern seien aber versichert, da ab Windstärke 8 die Gebäude-, Hausrat- und Kaskoversicherung einspringen müsse. Auch eine Allianz-Sprecherin konnte die Schadenssumme noch nicht beziffern. «Wir warten jetzt darauf, dass die Kunden ihre Schäden melden.» Die Außendienstmitarbeiter und Vertreter seien gebeten, Schäden zu erfassen und zu melden. Erst danach könne mit der Ermittlung der Schadenshöhe begonnen werden. Mit einer ersten groben Einschätzung sei frühestens Anfang kommender Woche zu rechnen. Auch die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft Swiss Re rechnet mit ersten Hochrechnungen frühestens Anfang kommender Woche. «Die Daten werden zur Zeit gesammelt», sagte eine Sprecherin. So wie es aussehe, seien die gemessenen Windstärken aber sehr viel tiefer als beim Sturm «Lothar». «Lothar» hatte im Jahr 1999 mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern Milliarden-Schäden angerichtet.

Nach «Kyrill» ist wieder Normalität eingekehrt

Frankfurt/Main/dpa. Nach dem Orkantief «Kyrill» hat sich am Freitag der Luftverkehr in Deutschland wieder normalisiert. Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt berichtete am Morgen, Flüge seien wieder uneingeschränkt möglich. Auch die Lufthansa erklärte, der Flugplan könne jetzt wieder bis auf wenige Ausnahmen eingehalten werden. Die größte deutsche Airline Lufthansa hatte europaweit 331 Flüge gestrichen, davon waren 18 900 Passagiere betroffen, wie ein Sprecher mitteilte. Die Fluggäste seien umgebucht worden, vereinzelt habe es unplanmäßige Hotelübernachtungen gegeben. Schäden an den Flugzeugen gab es nicht. In Frankfurt waren nach einer ersten Bilanz des Flughafens durch den Sturm 207 von rund 1300 Flügen gestrichen worden, 11 weitere Maschinen mussten umgeleitet werden. Davon waren mehrere tausend Passagiere betroffen. In München waren rund 150 Flüge ausgefallen, 500 Menschen verbrachten dort die Nacht am Flughafen. Auch andere europäische Flughäfen wie London oder Amsterdam hatten massive Einschränkungen. Am Freitag sollten nur noch vereinzelt Flüge ausfallen - zum Beispiel wenn der Hinflug gestrichen worden war und der Rückflug mangels Maschine dann ebenfalls nicht stattfinden konnte. «Flugzeuge, die gestern nicht hereinkamen, können heute nicht rausgehen», sagte ein Flughafensprecher in München.

Stahlträger am Berliner Hauptbahnhof abgestürzt

von Aliki Nassoufis und Andreas Rabenstein

Nach 14 stündiger Sperrung, fahren erste S-Bahnzüge wieder

Berlin/dpa. Mitten im Sturmgetöse von Orkan «Kyrill» plötzlich ein scharfer Knall: Aus 40 Metern Höhe stürzt ein zwei Tonnen schwerer Stahlträger aus der Glasfassade des neuen Hauptbahnhofs in Berlin ab und kracht auf eine Treppe im Eingangsbereich. Menschen kommen nicht zu Schaden, nur ein paar Fahrräder liegen zerschmettert unter den Trümmern. Wahrscheinlich war es eine glückliche Fügung, dass durch den Sturm der Zugverkehr bereits eingestellt war. Es hielten sich weit weniger Menschen als üblich in dem Glaspalast der Bahn auf. Es grenzte schon an ein kleines Wunder, dass niemand verletzt wurde. Auf dem Washington-Platz, nur einen Steinwurf vom Bundeskanzleramt entfernt, standen etwa 200 gestrandete Bahn-Reisende und konnten es nicht fassen. Die zahlreichen herbeigeeilten Feuerwehrleute konnten sich nur äußerst vorsichtig und unter Gefahr heranwagen: Ein zweiter Träger drohte ebenfalls herauszubrechen und schwebte wie ein Damoklesschwert in luftiger Höhe. Eine Seitenfassade der vielfach als «architektonische Meisterleistung» gelobten Bügelbauten drohte einzustürzen. Der erst vor acht Monaten feierlich eingeweihte Hauptbahnhof wurde vollständig evakuiert und weiträumig abgesperrt. Durch den Sturm war auch die Feuerwehr hilflos und musste später unverrichteter Dinge wieder abziehen. Jetzt müssen die Statiker entscheiden, wie es mit dem Betrieb in dem bis zu 700 Millionen Euro teuren Prachtbau überhaupt weitergeht. Konkrete Angaben über die mögliche Wiederaufnahme des Zugverkehrs konnte in der Nacht niemand machen. Eine 22-jährige Touristin aus den USA war den Tränen nahe. «Ich kann es nicht fassen, ich wollte gerade nach München fahren und dort um drei Uhr morgens meinen Flieger in die Staaten nehmen», berichtete sie schockiert. Entsetzen löste bei allen Beobachtern vor allem die Tatsache aus, dass schon der erste schwere Sturm so leicht die massigen Träger aus der Fassade des Prestigeobjektes brechen konnte. Viel hat nicht gefehlt und das viel diskutierte Glasdach des Bahnhofs wäre durchschlagen worden. «Es ist mir völlig unklar, wie sich wenige Monate nach der Eröffnung des Bahnhofs bereits ein solches Bauteil aus der Fassade lösen kann», meinte Jens-Peter Wilke von der Berliner Feuerwehr kopfschüttelnd am Einsatzort.

Versicherungen müssen meist zahlen

Fotos von frischen Schäden helfen beim Nachweis

Düsseldorf/dpa. Orkanschäden durch «Kyrill» sollten innerhalb einer Woche der zuständigen Versicherung gemeldet werden. Sturmschäden können ab Windstärke 8 (63 Stundenkilometer) geltend gemacht werden.

Welche Versicherung aufkommt, hängt dabei vom Schaden ab:

- Schäden am Auto durch Bäume, Äste oder Dachziegel: Die Teilkasko des Autohalters haftet und erstattet den Zeitwert abzüglich einer etwaigen Selbstbeteiligung. Eine Rückstufung im Rabatt muss der Versicherungsnehmer dabei nicht fürchten. Eine Ausnahme gilt, wenn der Baum morsch war und längst hätte gefällt werden müssen: Dann muss der Baumbesitzer oder dessen Haftpflicht aufkommen. Kippt ein gesunder Baum um, ist dies höhere Gewalt und der Eigentümer muss nicht haften.

- Zertrümmerte Fenster und Dachziegel: Erstattet die Gebäudeversicherung. Auch beim Sturm verschobene oder gerissene Dachziegel können auf Kosten der Versicherung ersetzt werden. Gleiches gilt für Gebäudeschäden durch eindringendes Wasser, wenn der Sturm ein Leck geschlagen hat.

- Zerrissene Kleidung: Nimmt bei einem Sturz in der Orkanböe die Garderobe Schaden, kommt die Hausratversicherung auf. Fotos von frischen Schäden helfen beim Nachweis.

- Kaputte Antennen und Markisen: Gehören diese einem einzelnen Mieter, sind sie meist über dessen Hausratversicherung gedeckt. Gemeinschaftseigentum kann in der Gebäudeversicherung mitversichert sein.

- Beschädigtes Inventar: Hat der Orkan durch ein Leck auch das Mobiliar im Haus in Mitleidenschaft gezogen, kommt die Hausratversicherung ins Spiel.

- Fahrlässiges Verhalten: Wer Schäden zu beklagen hat, weil er bei dem Sturm Fenster oder Türen offen stehen ließ, geht leer aus.

(Quellen: Verbraucherzentrale NRW und Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute)

Milliardenschäden in ganz Europa

Über 40 Menschen starben - 225 Km/h Spitzengeschwindigkeit - Schiff im Ärmelkanal geborgen

Hamburg/dpa. Der Orkan «Kyrill» hat eine Schneise der Verwüstung durch Europa geschlagen und mindestens 43 Menschen in den Tod gerissen. Bei einem der schwersten Stürme der vergangenen 20 Jahre waren allein in Deutschland elf Todesopfer zu beklagen, die meisten starben durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste. Es gab hunderte Verletzte. Mit welcher Gewalt «Kyrill» fast flächendeckend über Deutschland wütete, offenbarte sich bei den Aufräumarbeiten am Freitag. Die Versicherer schätzen den Schaden auf eine Milliarde Euro. Der Sturm tobte mit Spitzengeschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde. Den höchsten Wert registrierte der Wetterdienst Meteomedia mit 225 Stundenkilometern auf dem Schweizer Aletschgletscher. In Deutschland blies «Kyrill» (altgriechisch: «Der Herr») am heftigsten über den Wendelstein in Bayern mit 202 Stundenkilometern. Bäume und Strommasten knickten wie Streichhölzer um, Häuserwände stürzten ein, Dächer wurden abgedeckt, der Verkehr brach zusammen, Hunderttausende waren zeitweise ohne Strom. Während die Küstenregionen von den befürchteten schweren Sturmfluten verschont blieben, gab es im Binnenland ein Verkehrschaos, die Bahn stellte erstmals bundesweit ihren Fernverkehr ein, Autobahnen wurden gesperrt, hunderte Flüge gestrichen. Zehntausende gestrandete Reisende mussten die Nacht auf Bahnhöfen, Flughäfen oder in Notunterkünften verbringen. Nach ersten Schätzungen der Bahn gab es bundesweit Schäden an 450 Streckenabschnitten. Der Schienenverkehr lief am Freitag nur schleppend wieder an, in Nordrhein-Westfalen soll es bis Montag Behinderungen geben. Der Knotenpunkt Berliner Hauptbahnhof war 14 Stunden lang bis freitags um 13.30 Uhr gesperrt. In dem erst vor acht Monaten eröffneten Bahnhof war am Donnerstagabend ein tonnenschwerer Stahlträger aus 40 Metern Höhe auf eine Treppe am Eingang gestürzt, verletzt wurde niemand. Das Büro des Star-Architekten Meinhard von Gerkan wies jede Verantwortung von sich. Wie die Bahn mitteilte, soll der Bahnhof künftig nur bis Windstärke acht geöffnet bleiben. Besonders hart getroffen wurde das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort kamen am Donnerstag und Freitag fünf Menschen ums Leben, zwei starben in Bayern. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Baden-Württemberg hatten je ein Todesopfer zu beklagen. Besonders tragisch war der Fall eines 18 Monate alten Kindes in Bayern. Es wurde vor den Augen seiner Eltern von einer aus der Verankerung gerissenen Balkontür erschlagen. Auch Feuerwehrleute verloren ihr Leben. Dennoch stufte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) die Folgen des Orkans in Deutschland als «relativ glimpflich» ein - auch wenn mehrere Menschenleben zu beklagen gewesen seien, sagte der Minister in Berlin. Er fühle mit den Angehörigen der Opfer. Nach Einschätzung von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat das Notfallsystem mit Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Rettungskräften «seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt». Allein das THW half nach Angaben des Innenministeriums in der Nacht zum Freitag mit 5500 Kräften aus 330 Ortsverbänden. Am Freitag seien noch 1400 THW-Helfer im Einsatz gewesen, um Straßen und Gleise frei zu räumen und landwirtschaftliche Betriebe mit Strom zu versorgen. Von der Bundespolizei waren den Angaben zufolge in der Nacht mehr als 2400 Beamte im Einsatz, am Freitag mehr als 3700. Schlimmer noch als Deutschland traf der Sturm die britischen Inseln. Dort starben mindestens 13 Menschen. In den Niederlanden gab es sechs Todesopfer, in Tschechien und Polen kamen je vier Menschen ums Leben, Frankreich meldete drei Sturmtote, Belgien zwei. Der Luftverkehr lief am Freitagmorgen wieder weitgehend normal. Ein Sprecher des größten deutschen Flughafens in Frankfurt berichtet, Flüge seien wieder uneingeschränkt möglich. Die größte deutsche Airline, Lufthansa, hatte seit Donnerstag europaweit 331 Flüge gestrichen, davon waren 18 900 Passagiere betroffen. Viele Schüler konnten den Folgen des Sturms indes auch positive Seiten abgewinnen. So fiel in Bayern am Freitag der Unterricht an allen öffentlichen Schulen aus. In anderen Bundesländern gab es vereinzelt «sturmfrei», vielerorts wurde es den Eltern überlassen, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken. Deutschlands größter Stromnetzbetreiber RWE hatte die Stromausfälle am Freitag weitgehend behoben. Probleme gab es zunächst noch in Ostdeutschland. In Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt waren am Morgen noch 49 000 Haushalte ohne Strom. Auch Kulturgüter in Deutschland sind durch den Sturm beschädigt=worden. Im Römisch-Germanischen Museum in Köln krachten Holzbohlen auf das weltberühmte Dionysos-Mosaik, das zu den herausragenden Kunstschätzen der römischen Antike auf deutschem Boden gehört. In der Lutherstadt Wittenberg lösten sich zahlreiche Gesteinsbrocken in der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Schlosskirche. In der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin deckte der Sturm das Dach des Archivs ab. In Deutschlands Wäldern hat der Orkan nicht die befürchteten großen Schäden angerichtet. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände sei mit weniger als zehn Millionen Kubikmetern Sturmholz zu rechnen. Das sei nicht annähernd mit den Schäden nach dem Orkan «Lothar» vom Dezember 1999 vergleichbar. Meteorologen stellten «Kyrill» indes auf eine Stufe mit den Orkanen «Lothar» (1999) und «Wiebke» (1990). Allerdings habe «Lothar» mit deutlich höheren Windgeschwindigkeiten auf einem eng begrenzten Gebiet vor allem in Süddeutschland höhere Schäden angerichtet. «Kyrill» brachte heftige Regenfälle und extrem warme Luft mit sich. Die Pegel vieler Flüsse stiegen bedrohlich an. Die höchsten Niederschlagsmengen gab es laut Meteomedia in Höchenschwand im Schwarzwald mit 113 Litern pro Quadratmeter. In Wien kletterte das Quecksilber auf 20 Grad - laut Meteomedia war das die höchste je gemessene Temperatur in einer Januarnacht in der österreichischen Hauptstadt. Nach dem Abzug von «Kyrill» bringt das neue Tief «Lancelot» weiter Regen und Sturm nach Deutschland. Außerdem soll es nun kälter werden. Meteomedia kündigte für den Sonntag im Norden Schneeschauer an.

Quelle: MZ 19.01.2007

 

Wirtschaftsministerium bietet Hilfe an

Reiner Haseloff: Durch den Sturm darf kein Arbeitsplatz verloren gehen

Magdeburg/dpa. Angesichts teils dramatischer Orkanschäden auch in Firmen Sachsen-Anhalts hat das Wirtschaftsministerium seine Hilfe angeboten. «Wir wollen die Unternehmen und betroffenen Kommunen nicht allein lassen, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen. Durch den Sturm darf kein Arbeitsplatz verloren gehen», sagte Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) am Samstag. Es werde eine Hotline eingerichtet, bei der sich Unternehmen, aber auch Kommunen melden können, die Schäden am Betrieb oder beispielsweise in Gewerbegebieten erlitten. Die Nummern sind ab Montagmorgen 08.00 Uhr geschaltet und lauten 0391 - 567 4280 und 0391 - 567 4779. Nach Angaben von Haseloff hat es bereits Gespräche mit der Investitionsbank des Landes gegeben. Es solle konstruktiv geholfen und beraten werden. Konkret nannte der Minister Hilfen für den Wiederaufbau von Gewerbegebieten über die Gemeinschaftsaufgabe (GA) und mögliche Liquiditätssicherung für Unternehmen, die durch den Sturm in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Ebenso könne über eine Förderung gesprochen werden, falls der Standort eines Unternehmens wegen zu hoher Schäden verlagert werden müsse.

Quelle: MZ 20.01.2007

 

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